Über den Klang der Musikmetropole
Hannover weiß, was gut ist! Seit Hunderten Jahren ist hier Musik zu Hause. Ein musikalischer Place to be – nicht erst jetzt. Trotzdem muss man auch an der Leine zugeben, dass es einen Ort gibt, der in Sachen Musikstadt deutlich die Nase vorn hat: Wien!
Kaum ein Spaziergang über die Prachtstraßen oder durch die engen Gassen Wiens, ohne auf Schritt und Tritt über Musik zu stolpern. Die ganze Stadt atmet Musik. Denkmäler und Gedenktafeln allerorten zeigen stolz, welche Musikgrößen die Stadt über die Jahrhunderte bevölkert haben. Selbst nach dem Tod: Eng beieinander ruht auf dem Zentralfriedhof die Musikgeschichte – von der Wiener Klassik über den Wiener Walzer bis hin zur Zweiten Wiener Schule. Welche andere Stadt könnte sich rühmen, überhaupt je einer musikalischen Strömung den Namen gegeben zu haben?
Bester Ort für die Musik
„Ich versichere Sie“, schrieb Wolfgang Amadeus Mozart 1781 an den Vater, „dass hier ein herrlicher Ort ist und für mein Metier der beste Ort von der Welt.“ Was hat es auf sich mit dieser Stadt, dass sie schon so lange allererstes Pilgerziel der Musikschaffenden und Musikliebenden ist? Der Literat und gebürtige Wiener Stefan Zweig liefert die Antwort: „Wenn der Wiener Bürger die Zeitung öffnet, ist sein erster Blick nicht, was in der Welt der Politik vorgeht; er schlägt das Repertoire der Oper und des Burgtheaters nach, welcher Sänger singt, welcher Kapellmeister dirigiert, welcher Schauspieler spielt. Ein neues Werk wird zum Ereignis, eine Premiere, das Engagement eines neuen Kapellmeisters, eines neuen Sängers an der Oper ruft endlose Diskussionen hervor, und der Kulissentratsch über die Hoftheater erfüllt die ganze Stadt.“ Damals wie heute sind Kunst und Musik in Wien Tagesgespräch.
Stadt der Musikenthusiasten
Erst gehörte es bei Kaisers zum guten Ton, sich nicht zuletzt mit Musik die europäische Vormachtstellung zu sichern. Im 19. Jahrhundert sprang das Bürgertum ein und schuf sich seine Superstars und Musentempel. Was Musik betrifft, hatte man sich ohnehin längst verschwistert. Hochadel und Bürgertum tanzten auf dem gleichen Parkett. Und eine Einladung zum Ball schlug im tanzwütigen Wien schon zu Mozarts Zeiten niemand aus. Später waren es nicht selten die Wohlfahrtsvereine, die Musik für alle bieten wollten. Das Gemeinwohl hatte schließlich nicht nur im „roten Wien“ der 1920er-Jahre einen hohen Stellenwert. Mit dem Ziel, über erschwingliche Preise der breiten Öffentlichkeit den Zugang zu Orchesterkonzerten zu ermöglichen, gründete sich 1900 jener Klangkörper, der heute noch das Rückgrat des sinfonischen Musiklebens in Wien ist: die Wiener Symphoniker.
Wien zu Gast bei PRO MUSICA
Das Weltklasseorchester mit der reichen Tradition darf daher natürlich nicht fehlen, wenn in der PRO MUSICA-Saison 2024/25 ein Stück Wien nach Hannover herüberklingt. Mit Bruckner, Beethoven und Brahms bringen die Symphoniker drei prominente „Zuagraste“ in den Kuppelsaal. Zudem haben sie auch zwei waschechte Wiener dabei: Arnold Schönberg und Ferdinand Löwe. Werke von Bruckner und Brahms haben beide zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Bearbeitung in ihre sinfonische Gegenwart überführt. Wobei Löwe nicht nur Gründer der Wiener Symphoniker war, sondern auch ausgewiesener Bruckner-Kenner: Dessen neunte Sinfonie hob er als Dirigent aus der Taufe. Brahms wiederum kommt auch im Konzert des Royal Philharmonic Orchestra zu Wort. Seine Sinfonie Nr. 1 steht auf dem Programm – ein sinfonischer Befreiungsschlag, komponiert genau in der Zeit, als sich Brahms von Hamburg nach Wien orientierte und 1871 dort für immer seine Zelte aufschlug. Nur knapp zwei Wochen nach der Karlsruher Uraufführung erklang 1876 seine Erste in der österreichischen Wahlheimat.
Marie Jacquot | María Dueñas
Vasily Petrenko | Julia Fischer
Im Jahr zuvor hatte ein anderer bereits Quartier in Wien bezogen, dessen große Zeit aber noch in der Zukunft lag: Gustav Mahler. 15 Jahre alt war der gebürtige Böhme beim Umzug in die Donaumetropole. Es brauchte für ihn noch gut 20 Jahre bis zur Traumstelle: Als Direktor der einstigen Hof- und heutigen Staatsoper wurde er zentrale Figur der Wiener Musikszene. Es war die Zeit, in der er vier seiner neun Sinfonien komponierte. Den Anfang dieser Serie machte seine Vierte. Das Gewandhausorchester bringt sie mit nach Hannover. Fehlt noch jemand? Allerdings! Ludwig van Beethoven. 1792 verabschiedete Bonn den Sohn der Stadt mit dem Wunsch, er möge in Wien „Mozart’s Geist aus Haydns Händen“ empfangen. Doch der selbstbewusste Komponist sagte sich bald schon los von Vorbildern und Konventionen. Als Komponist wie Pianist machte er sich das Konzertleben in der neuen Heimat regelrecht untertan. Am Ende seines Lebens begleiteten 20.000 Wiener den Trauerzug quer durch die Stadt. Das Militär war ordnend im Einsatz, die Schulen blieben geschlossen.
Andris Nelsons | Lucas & Arthur Jussen
Hochkarätige Orchester und Solist:innen bringen in Hannover die Bandbreite von Beethovens sinfonischem und kammermusikalischem Schaffen zu Gehör. Gleich zweimal zu Gast ist Jan Lisiecki, der seine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit mit der ehrwürdigen Academy of St Martin in the Fields quasi mit einer Mount-Everest-Exkursion begann: Für Murray Perahia sprang er 2018 ein, interpretierte sämtliche Beethoven-Klavierkonzerte und erntete Beifallsstürme von Publikum wie Presse. Genauso wie Beethoven selbst – damals in Wien ...
NDR Radiophilharmonie | Igor Levit | Cornelius Meister
Vergangene Veranstaltung
Werke von Mozart, Beethoven und Schumann
Klavierabend mit Werken von Schubert und Say
Tomo Keller | Jan Lisiecki
Werke von Bach, Schumann und Beethoven
Werke von Field und Beethoven
Kammerakademie Potsdam | Antonello Manacorda