„Donau“
Florian Christl
Sonntag, 10. November 2024 | 17:00 | NDR Konzerthaus, Großer SendesaalProgramm
Florian Christl (*1990)
Ungewiss
Leidenschaft
Mono No Aware
Save
Delta
Regen
C’est la vie
Reminiscence
Dreaming
Liszt Variation
Muntenia
Das Streben nach Glück
Focus
Pause
Vienna
Budapest
Der grüne Ballon
Melodie
Fly
Irrweg
Strom
Inspiration
Glass
Close Your Eyes
Zugaben:
Vivaldi Variation
Bulgaria
Encore
Besetzung
Florian Christl Komposition & Klavier
Clara Büsel Violine I
Alvar Ceamanos Violine II
Alona Khlevna Viola
Gereon Theis Violoncello I
Benedikt Wagner Violoncello II
Johann Nikolaus Franz Kontrabass
Mit Gefühl
Es geht ums Fühlen. Hineinfühlen. Mit Haut und Haar ins Gefühl reinstürzen. Drin baden, eintauchen, es über sich hinweg spülen lassen. Ein Bad in Tönen, ein Klangbad nehmen.
Am besten geht das mit geschlossenen Augen. Und so sieht man den Konzerten von Florian Christl viele aufeinander gedrückte Lider. Dann lenkt nichts ab, dann können die Töne direkt durchs Ohr ins Gefühlszentrum, in die Seele gelangen und dort berühren.
Das klingt vielleicht anmaßend, aber nichts anderes möchte Florian Christl. „Musik ist ein Verstärker für Emotion. Musik hat eine Kraft, all diese Emotionen auf ein magisches Level zu heben. Für einen Moment fühlt es sich dann vielleicht sogar an, als wären wir mehr als nur Menschen.“
Und dieses Gefühl hatte der 1990 im ostbayerischen Amberg geborene Christl schon im Alter von sechs Jahren nach seiner allerersten Klavierstunde. Für ihn war klar: Das will ich machen.
Ein ebenso klares Gefühl hatte er später in Bezug auf seinen beruflichen Weg: Bewusst entschied Florian Christl sich gegen eine musikakademische Laufbahn; das Komponieren, Orchestrieren und Arrangieren brachte er sich selbst bei. Und organisierte auch seine ersten Konzerte selbst, im Jahr 2013 war das.
Der Erfolg gab ihm recht: Längst tummelt sich Florian Christl in Konzertsälen von Boston bis Barcelona, von Paris bis Taipei – und natürlich auch hierzulande. Seit 2017 ist er zudem bei Sony Classical unter Vertrag.
Neue Wege
Die ganz individuelle und freie Herangehensweise ans Komponieren passt übrigens hervorragend dazu, wie Florian Christl seine Musik gehört und verstanden haben möchte: „Ich versuche, meine Gedanken und Gefühle durch meine Musik auszudrücken. Durch das Hören meiner Kompositionen möchte ich dem Publikum das Gefühl vermitteln, das ich empfunden habe, als ich das Stück geschrieben habe. Ich denke also, dass meine kompositorische Sprache am stärksten von Emotionen geprägt ist.“
Damit hat Florian Christl nicht nur recht, damit trifft er bei seinem Publikum auch voll ins Schwarze. Und er trifft den Puls der Zeit.
Denn seine Musik ist Klang gewordene Realitätsflucht. Pandemie, Kriege, Klimakrise – das ist auf Dauer schwer auszuhalten. Und so sind viele froh, die kleinen Lücken im Alltagsmaschendrahtzaun zu finden, durchzuschlüpfen und zumindest für einen Moment abzuschalten.
Unterwegs mit Klavier
Dabei hilft auch eins der Markenzeichen von Florian Christl: dass er Musik gern an Orten macht, an denen man es vielleicht nicht unbedingt erwarten würde. Zum Beispiel draußen. Insbesondere in der Pandemiezeit konnte der Künstler den Menschen auf diese Weise weiterhin Musikgenuss ermöglichen. Und so fand und findet er für sein Klavier immer wieder außergewöhnliche Standorte: auf dem Gipfel, am Bachufer, im Schnee. Oft sind es Orte mitten in der Natur. Das passt auch einfach richtig gut zu seiner Musik und vor allem ihrer Wirkung.
Mit Klavier auf dem Riesenrad
Musikalische Reise
In Hannover lädt er das Publikum nun zu einer musikalischen Reise ein, deren Wurzeln weit in der Vergangenheit liegen.
Schon als Kind faszinierte es Florian Christl nämlich, wie das Wasser der Vils, die durch seine Heimatstadt Amberg fließt, seinen Weg ins weit entfernte Meer finden konnte. Es ist die Donau, die den kleinen Fluss mit dem weit im Osten gelegenen Schwarzen Meer verbindet. Auf dem 2.857 Kilometer langen Weg von ihrer Quelle im Schwarzwald bis zur Mündung in der Nähe der ukrainischen Hafenstadt Odessa durchquert die Donau halb Europa und kulturelle Zentren wie Wien, Bratislava, Budapest oder den Großraum Bukarest. Deren Austausch hat sie als wichtiger Reiseweg wortwörtlich befördert und die Entwicklung eines gemeinsamen kulturellen Erbes Europas mit all seiner Vielgestaltigkeit – wie etwa in der Musik – wesentlich mit geprägt.
Für sein Album Donau, das auch seinem Konzert in Hannover zugrunde liegt, ließ sich Florian Christl von eben diesem Reiseweg inspirieren. In zwölf atmosphärischen Kompositionen folgt der Pianist und Komponist dem Strom, lässt seine Musik von der anmutigen Schönheit der Natur und den unterschiedlichen musikalischen Traditionen der prunkvollen Städte und Regionen entlang der Donau sprechen. Im Konzert präsentiert er ausgewählte Ausschnitte aus dem Album in Kombination mit früheren Werken aus den Alben Episodes, Inspiration und About Time. Mit ihm auf der Bühne steht ein Streichsextett aus musikalischen Freund:innen: ein eingespieltes Team, das dem Lauf der Donau und der Inspiration des Komponisten sensibel folgt.